Donnerstag, 19. November 2009

Das Olympische Dorf von 1936

Inmitten einer typischen märkischen Landschaft liegt fünf Kilometer westlich von Berlin das "Olympische Dorf" der Sommerspiele von 1936. Von der Wehrmacht gebaut, nach der Olympiade auch von ihr genutzt, blieb es eine Kaserne: Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Dallgow sowjetischer Militärstützpunkt. Heute, nach dem Abzug der "Westgruppe", liegt das Gelände brach.


Die Geschichte der Anlage begann weit vor 1936. Bei den Zwischenspielen 1906 in Athen wurde zum ersten Mal der Versuch gemacht, die Olympioniken gemeinsam in einer Art Lager unterzubringen. In Los Angeles 1932 schließlich setzte sich die Idee eines "Dorfes" durch. Von nun an sollte an die Tradition der klassischen Olympiade angeknüpft werden. Beim olympischen Kongress 1930 in Berlin waren die Weichen für das Olympische Dorf von Los Angeles gestellt worden. Die deutschen Sportler studierten in Kalifornien sehr genau, was sie vorfanden. Für die XI. Sommerspiele wurden sie darum zu wertvollen Beratern bei der Planung.

Anfangs dachte man dabei weniger an einen Neubau. Gesucht wurde ein billiges Massenquartier. Schon bald zeigte sich allerdings, dass man um ein eigens gebautes Lager nicht herumkommen würde. Auf Anregung des sportbegeisterten General von Reichenau wurde das Gelände nördlich der "Hamburger Chaussee", der heutigen B5, ausgewählt. Hier stampfte die Wehrmacht in weniger als zwei Jahren auf über 50 Hektar Fläche das Dorf aus dem Boden. Die Planung lag in den Händen von Professor Werner March, der zuvor schon das Olympiastadion entworfen hatte. Außerdem arbeiteten Walter March, der Architekt Georg Steinmetz und der Landschaftsarchitekt Heinrich Wiepking-Jürgensmann an den Entwürfen mit. March versuchte den natürlichen Charakter der Landschaft zu erhalten. Zum Beispiel wurden Uferlinien von Teichen und Bachläufen nicht begradigt. Auch heute noch wirkt das Gelände idyllisch.

Es entstanden 161 Gebäude, davon 141 Wohnhäuser mit jeweils acht bis zwölf Appartements, Empfangs- und Wirtschaftsgebäude, ein Sportplatz mit Fußballfeld, Laufbahn sowie eine Sport- und eine Schwimmhalle und ein rund 6,5 Kilometer langes Straßennetz. Immer zwei Athleten hatten ein Wohn- und Schlafzimmer zur Verfügung. Wohl bemerkt: Athleten. Zwar war Jesse Owens hier untergebracht, doch die Leichtathletin Hedwig Weiß oder die Schwimmerin Magda Lenkei nicht. Das Dorf war den männlichen Sportlern vorbehalten. Auch die Kanuten und die Ruderer kamen nicht nach Döberitz. Sie wohnten nahe dem Wettkampfort Grünau an der Ostsee.

Obwohl somit das Dorf gar kein "Dorf für alle" werden sollte, zeichnete sich schon bald ab, dass die gerade entstehenden Kapazitäten nicht ausreichen würden. So gliederte man die angrenzende Kaserne einer Fliegerabwehr-Einheit an. Hermann Göring, damals Luftfahrtminister, machte es möglich. 1.180 Sportlern bot dieser Bau Platz. Damit waren in Döberitz mehr als 4.000 Athleten zu Gast.

Hier eine kurze Beschreibung der wichtigsten Gebäude des olympischen Dorfs:

Die Sporthalle ist in Form einer Stahlgerippe-Konstruktion gebaut, eine Längsseite ist in Fensterflächen aufgelöst. Über die gesamte Länge befinden sich im unteren Drittel Glastüren, durch die die Athleten ursprünglich unmittelbar auf den Sportplatz gelangen konnten. Im Inneren hob der Architekt Werner March das Gegenspiel von Material und Farbe mit einer blau-roten Klinkerplattenverkleidung der Hallenwände, einer sichtbar belassenen Stahlkonstruktion, einem holzverschalten Dachstuhl und der leicht getönten Fenster hervor. Neben einem Boxring nahm die Halle verschiedene Turngeräte auf. Eine weitere Sporthalle gleicher Größe befand sich im Nordteil des Dorfes.

Aus der Sporthalle heraus geht es am Sportplatz vorbei. Der hat die Ausmaße des Olympiastadions und bot so beste Trainingsmöglichkeiten. Nach Jahren der Verwilderung ist er wieder hergerichtet und wird von ESV Lok Elstal genutzt. Am anderen Ende des Sportplatzes stehen die traurigen Reste der Schwimmhalle. Dieses 1936 hochmoderne und 1992 noch voll genutzte Gebäude ist durch Brandstiftung zur Ruine geworden.

Den Athleten bot die Schwimmhalle optimale Trainingsmöglichkeiten. Das 25 x 12 m große Sportbecken war mit lichtgrünen Fliesen, die Wände dagegen mit hellen Keramikfliesen verkleidet. In der Schwimmhalle gab es zusätzliche Umkleide-, Brause- und Massageräume sowie eine Frisierstube.
Über die gesamte Länge der Halle befinden sich im unteren Drittel Glastüren, durch die man ursprünglich unmittelbar auf den Sportplatz gelangen konnte. Im Obergeschoss führte eine Tür direkt vom finnischen Dampfschwitzbad zum Dreimeter-Sprungbrett. So konnte jeder Athlet gleich nach dem Saunieren ein kühles Bad nehmen.

Ein ausgezeichneter Punkt im Dorf, am Schnittpunkt zwischen oberer und unterer Dorfaue, befand sich die Bastion - eine Freiluftbar, die im Krieg zerstört wurde. Es handelte sich um eine Holzkonstruktion auf einem unterkellerten Steinsockel; das Dach war mit Reet gedeckt. Zur Zeit wird daran gearbeitet den Keller wieder freizulegen. Wenn dort Toiletten einbaubar sind, dann wird die Bastion vielleicht wieder auferstehen.

Am östlichen Rand des olympischen Dorfes liegt das Kommandantenhaus. Es diente als private Unterkunft für den Kommandanten. Der offizielle Dienstsitz und das Dienstbüro lagen im Empfangsgebäude, das zugleich den Haupteingang des olympischen Dorfes darstellte.

Das Hindenburghaus war das zentrale Gemeinschaftshaus – dem Andenken des Generalfeldmarschalls Paul von Hindenburg geweiht, der bis zu seinem Tod im August 1934 Schirmherr der Olympischen Sommerspiele war – befand sich in der Nähe des Empfangsgebäudes. Die zweistöckige Anlage mit Längsbau, Seiten- und Querflügeln umschloss an der Eingangsseite einen Ehrenhof. Im Erdgeschoss befanden sich im Eingangsbereich eine Fernsehstube, in den Flügeln Verwaltungsräume, der große Raum der offiziellen Wiegestelle sowie zwei Räume zur Abhaltung von Gottesdiensten. In der Fernsehstube wurde erstmals die Technik der Live-Übertragung erprobt. Im Obergeschoss befanden sich Trainingsräume und der große Festsaal.

Das Speisehaus der Nationen, am höchsten Rand der Dorfaue gelegen, stellte als großes Wirtschaftsgebäude das beherrschende Gegenstück zum Empfangsgebäude dar. Die tragende Konstruktion besteht aus einem Eisenbetonskelett, wodurch eine weitgehende Auflösung der Wände in Fensterfronten möglich wurde. Hinter den Terrassen lagen die Speisesäle, ihnen zugeordnet befanden sich hofseitig die Küchen. Angelegt als bogenförmiger, nach oben abgestufter Terrassenbau mit Flachdach, nahm dieser über drei Geschosse um die 40 Speisesäle mit jeweils zugeordneten Küchen auf. Entsprechend der jeweiligen Mannschaftsstärke waren die größten Speisesäle und Küchen für zweimal 150 Athleten im Erdgeschoss untergebracht, während sich aus der Abstufung der Obergeschosse nach oben die Räume für die kleineren Gemeinschaften ergaben.

Das Empfangsgebäude gibt es nicht mehr, es wurde schon 1952 als Teilruine abgetragen. Und der Straßentunnel, der einen kreuzungsfreien Anschluss an die Hamburger Chaussee ermöglichte, ist dem Ausbau der B5 zum Opfer gefallen.

Vom 1. Mai bis zum 15. Juni 1936 wurde das olympische Dorf für Besucher geöffnet; rund 370.000 Menschen nutzten die Gelegenheit und besuchten das Gelände. Am 1. Juli 1936 übergab die Wehrmacht das Dorf an das nationale Organisationskomitee. Die Spiele begannen am 1. August. Bereits am 20. Juni traf als erste die japanische Mannschaft in Berlin ein und wurde in Döberitz einquartiert. Der Rummel um Zeiten, Distanzen und Medaillen dauerte bis zum 16. August. Während der Spiele beherbergte das olympische Dorf rund 4.800 männliche Sportler und Betreuer aus 50 Nationen (die rund 500 weiblichen Athletinnen wohnten in Gebäuden auf dem Reichssportfeld).

Nach den Sportlern kamen die Soldaten. Direkt nach den Olympischen Spielen wurden die Mannschaftshäuser zu Unterkünften der Infanterieschule und des 1. Bataillons des Infanterielehrregiments umfunktioniert. 1937 wurde das umgebaute Speisehaus der Nationen als hochmodernes „Olympia-Lazarett“ wieder eröffnet.
Als die Rote Armee das Dorf am 22. April 1945 erreichte, hatten bereits alle Zivilisten und noch transportfähige Soldaten das Gelände verlassen. Das Lazarett lief im Notbetrieb bis Juli 1945. Nach Kriegsende kamen Flüchtlinge und ausgebombte Familien in den Gebäuden unter.

Ab ca. 1947 war die Rote Armee offiziell Hausherrin des olympischen Dorfes, riegelte es ab und nutzte es als Kaserne. Die Offiziere wohnten mit ihren Familien dort. Nach und nach wurden aufgrund gestiegener Bedürfnisse an Raum und Ausstattung die ursprünglichen Wohnhäuser durch mehrgeschossige Plattenbauten ersetzt, wobei Sichtachsen und das Wegesystem teilweise zerstört wurden.

Den veränderten politischen Verhältnissen folgend verließen die Sowjets ab Herbst 1991 bis Sommer 1992 die geschichtsträchtige Kaserne. Das Olympische Dorf ging in den Besitz des Bundesvermögensamtes über. Seitdem wurde es nicht mehr genutzt und gepflegt. 1993 wurde das olympische Dorf unter Denkmalschutz gestellt.
Pläne zur Umnutzung des Geländes gab es in der Folgezeit viele, durchgeführt wurde allerdings keiner. Schließlich kaufte die 1998 gegründete GbR Olympisches Dorf das Areal im Jahr 2000. Seit Ende 2005 gehört es zum Eigentum der DKB Stiftung für gesellschaftliches Engagement. Da eine umfassende Restaurierung und Umnutzung mittelfristig nicht finanzierbar ist, konzentriert sich die Stiftung momentan auf die Sicherung der Bestandsgebäude und die museale Nutzung des Geländes.

Von den ursprünglichen Bauten stehen heute noch das Hauptwirtschaftsgebäude, das kulturelle Zentrum "Hindenburghaus", die Sporthalle, die Schwimmhalle sowie neun der Unterkunftshäuser. Jedes dieser Häuser trug den Namen einer deutschen Stadt, aber das "Haus Minden" zum Beispiel steht nicht mehr. Die schon damals zahlreichen Birken haben sich ungehindert ausgebreitet, durch die asphaltierten Wege bricht Gras und Löwenzahn. Was die Sowjets nicht für ihre Zwecke nutzten, ließen sie verfallen.

Fast sieben Jahrzehnte nach der Sommerolympiade und der späteren Nutzung als Wohnort für Offiziere der russischen Streitkräfte und deren Familien, öffnete im Jahre 2004 das Olympische Dorf wieder seine Tore. In historischen Führungen kann das Gelände mit den einmaligen architektonischen Bauwerken wie bspw. das Speisehaus der Nationen und die Sporthalle besichtigt werden. Führungen werden regulär durch die DKB Stiftung für gesellschaftliches Engagement (Eigentümerin) angeboten. In geringem Umfang sind auch Führungen, z.B. für Gruppen, durch Zeitzeugen der Historia Elstal e.V. möglich.

Quelle: Text (Auszug) z.B. David Dahlke; Objektbeschreibungen z.T. von den Infotafeln vor Ort übernommen; Schrift der DKB Stiftung (Auszüge)

Mittwoch, 18. November 2009

Das Telefunken-Werk in Celle

Mit dem ersten Bauabschnitt des Celler Telefunkenwerks im Oktober 1965 beginnt die über drei Jahrzehnte währende Ära der Fernsehgerätefertigung in der alten Herzogstadt.


Während auf dem Gelände an der B3 das Werk errichtet wird, werden die ersten Mitarbeiter im Klein Hehlener Schützenhaus bereits auf ihre künftigen Aufgaben vorbereitet. Im März 1966 wird Richtfest gefeiert und im Mai 1966 beginnt die Produktion auf einer Fertigungsfläche von 6.500m².

Im August 1968 wird mit dem zweiten Bauabschnitt begonnen und im Mai 1969 ist Produktionsbeginn auf noch einmal 6.500 m² Fläche. Mit dem dritten und letzten Bauabschnitt startet man im Oktober 1969 und im Herbst 1970 sind die letzten 13.000 m² Fertigungsfläche, im Mai 1972 schließlich weitere 4.000 m² Lagerfläche fertiggestellt.
Damit beläuft sich die gesamte Fabrikations- und Lagerfläche des Celler Werks auf rund 30.000 m², auf einem Areal von ca. 90.000 m².

Die Entwicklung der Beschäftigtenzahlen zeugt vom rasanten Wachstum innerhalb kürzester Zeit. Waren 1967 600 Beschäftigte vor Ort, so steigerte sich die Zahl mit 1.000 Beschäftigten im November 1968, 1.500 Beschäftigten im Dezember 1969, 1.750 Beschäftigten im Januar 1971 bis hin zu 2000 im Juni 1972. Zu Boomzeiten waren im Celler Telefunkenwerk rund 2.800 Menschen beschäftigt. 1972 verließ übrigens alle 15 Sekunden ein Fernsehgerät die Montagebänder...

Im Januar 1971 hatte die Stadt Celle mit der Umbenennung der früheren Straße „Hermann-Billung-Weg“ in „Telefunkenstraße“ ihre Verbundenheit mit der neu errichteten Fabrik eindrucksvoll demonstriert.

Im Jahr 1984 wurde neben vielen anderen auch das Celler Telefunkenwerk vom französischen Thomson-Konzern übernommen. Durch Rationalisierungen und Zusammenlegungen, aber auch durch den wachsenden Druck der billig produzierten Geräte aus Fern-Ost wurden über die Jahre immer weniger Geräte in Celle montiert, so dass die Franzosen im Januar 1997 schließlich die Schließung des Werks ankündigten.

Im Februar 1997 reiste Bundeskanzler Gerhard Schröder extra nach Frankreich zu Thomson-Chef Alain Piestat um über die geplante Schließung des Werks zu verhandeln. Die Entscheidung der Franzosen war jedoch nicht mehr rückgängig zu machen und die Schließung des Celler Werks zum Jahresende 1997 war besiegelt. Damit verloren die letzten 650 Beschäftigten am Standort Celle ihren Arbeitsplatz und in Celle ging die über 30jährige Ära der einst modernsten Fernsehgerätefabrik Europas zu Ende.

Lange Zeit standen die riesigen Hallen auf dem Telefunkengelände leer. Im Jahr 2001 legte die Stadt Celle einen neuen Bebauungsplan für das ehemalige Telefunkengelände auf und nach und nach entstand in der Folgezeit das heutige Fachmarktzentrum an der ...Telefunkenstraße.

Quellen: Cellesche Zeitung vom 16. Juni 1972; Bildmaterial z. T. Johann Adam

Dienstag, 17. November 2009

Die Beelitzer Heilstätten


Im Jahre 1898 kaufte die Landesversicherungsanstalt Berlin in Beelitz ein Gelände von ca. 140 ha um hier in den folgenden Jahren und Jahrzehnten eine moderne Lungenheilstätte, in der vornehmlich Patienten aus dem Berliner Ballungszentrum behandelt wurden, zu errichten. Im Jahre 1928 wurde das Gelände um mehr als 55 ha erweitert.

Heute liegt der einstige Krankenhauskomplex im Südwesten Berlins in einem tiefen Dornröschenschlaf. Und verfällt.


An der Straße zwischen Beelitz und Fichtenwalde tauchen sie plötzlich zwischen Bäumen auf: schlossähnliche Gebäude. Fast zugewachsen. Die Fenster vernagelt, die Wege verwildert. Beelitz-Heilstätten, einst einer der größten Krankenhauskomplexe Deutschlands, ist dem Verfall preisgegeben.


Nur notdürftig sind Türen und Fenster der ersten Etagen mit Brettern verrammelt. Doch in fast jedes der über ein Dutzend leerstehenden Gebäude findet sich ein Weg. Mal wurden Bretter gelöst, mal steht eine Kellerluke offen oder ist eine nur Tür angelehnt. Drinnen zeugen Müll und Matratzen von verbotenen Partys - neben Marmorsäulen, kunstvollen Buntglas-Fenstern und kuppelgekrönten Badesälen.

Der verwundete Soldat Adolf Hitler lag hier im Ersten Weltkrieg. Und Erich Honecker fand nach der Wende in Beelitz-Heilstätten für einige Wochen Asyl - im Lazarett der Sowjetarmee. Das zwei Quadratkilometer große Areal blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück.

Ende des 19. Jahrhunderts erkrankten in Deutschland Millionen an Schwindsucht (Tuberkulose). Diese war Ursache für jeden dritten Todesfall und jede zweite Arbeitsunfähigkeit - auch in Berlin. Und so baute die Landesversicherungsanstalt Berlin ab 1898 südlich von Potsdam Lungenkliniken - die Geburt von Beelitz-Heilstätten. In den Weltkriegen wurden die Häuser zum Militärlazarett, ehe ab 1945 die Sowjetarmee das Gelände als Armee-Krankenhaus nutzte.
Als die Sowjets nach der deutschen Wiedervereinigung 1994 abzogen, bekam die Landesversicherungsanstalt Berlin die Beelitz-Heilstätten zurück und verkaufte das Areal an die Unternehmensgruppe Roland Ernst.

Die hatte große Pläne: Ein kompletter Ort mit 3000 Einwohnern und 1000 Arbeitsplätzen sollte entstehen. Das Heiz- und Maschinenhaus wurde saniert, und in der Nordecke des Areals entstand ein Gesundheitspark - mit neurologischer Rehaklinik (das ehemalige Männer-Lungenheilgebäude), Kinder-Rehaklinik und einem Hotel.

Doch als die Beelitz Heilstätten GmbH Ende 2000 Insolvenz anmeldet, versank der Rest wieder in einen tiefen Dornröschenschlaf. Gerade mal als Filmkulisse dürfen die morbiden Gemäuer noch herhalten. Götz George drehte hier den „Racheengel“, Regisseur Roman Polanski arbeitete hier am später oscarprämierten Film „Der Pianist“ und erst kürzlich war Tom Cruise für den Stauffenbergfilm im Badehaus.

Und heute? Heute ist das Gelände ein riesiger Abenteuerspielplatz. Ein gefährlicher, denn nichts ist gesichert. Im Chirurgiegebäude verrotten alte russische Medikamente. Abgründe tun sich auf. Zugänge auf brüchige Dächer sind nicht versperrt.

Das ist die eine Seite. Über die andere staunt man nur: über die Schönheit der Architektur, die noch im Verfall zu sehen ist. So prachtvoll wurden einst Krankenhäuser gebaut! Etwa das Foyer im Männersanatorium. Freitreppen wie aus „Vom Winde verweht“, bunte Jugendstilfenster - fast ohne Schäden. Oder etwa die filigran verkachelte Kuppel über dem Tauchbecken im Männer-Lungenheilgebäude.

Beim Durchstreifen der alten Gebäude fühlt man sich wie Indiana Jones - auf der Suche nach Artefakten. Die Häuser sind durch kilometerlange Kellergänge verbunden. Man taucht im Küchengebäude ab und im Frauensanatorium wieder auf. Man stößt auf sowjetische Wandmalereien - sozialistisch, realistisch. Man entdecket einen noch teilweise eingerichteten OP-Saal, russische Bücher und ein Puppentheater im Badehaus. „Dobro pojalovat“ steht da über den Fenstern: Herzlich willkommen.


Quellen: Text (Auszug) Website http://rambaldi-projekt.blogspot.com; Wikipedia; Fotos teilw.: Klaus Greipel; weitere Informationen und Fotos von vielen anderen Websites...