Donnerstag, 9. Dezember 2010

Der Volkmarshäuser Eisenbahntunnel

Der Volkmarshäuser Tunnel ist ein Bauwerk auf der ehemaligen Eisenbahnstrecke Göttingen – Dransfeld – Hann. Münden, die einst zur Hannöverschen Südbahn gehörte.


Baubeginn für den 325,5 m langen Tunnel war im September 1852.

In der „Notiz über den Bau des Tunnels bei Volkmarshausen“, die der ausführende Ingenieur Andrießen verfasst hat (nachzulesen im „Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens in technischer Beziehung“, Heft 1 aus 1854, Seiten 23-25), ist das Bauprojekt detailliert beschrieben. Es ist interessant zu erfahren, welche Techniken zur Anwendung kamen, um diesen Tunnel mit Kurve und Steigung in den Berg zu treiben. Da überwiegend technische Details zur Sprache kommen, zitiere ich hier im Folgenden nur einige wenige Auszüge daraus:

[…] Der Tunnel bei Volkmarshausen liegt 160 Fuß über der Thalsohle des Scheedethales und führt durch einen Gebirgsrücken von 180 Fuß größter Höhe über Planum (Hühnenberg) in einer Kurve von 90 Ruthen Radius […].

Der Tunnel wird 1.136 Fuß und mit den Portalen 1.152 Fuß lang. […]

Während des Vorgehens mit dem hohen Stollen, der Anfang September 1852 begonnen worden, wurde, nachdem derselbe eine ziemliche Strecke von beiden Seiten vorgetrieben war, mit dem Ausbrechen und Verzimmern der Bogenorte und Strossen begonnen. Da nur hie und da weniges Lagewasser vorkommt, und nur da, wo vertikale Schluchten abgehen, so trat durch Wasserandrang kein erhebliches Hinderniß in dem bergmännischen Betrieb ein. Bedeutend störend war jedoch, namentlich an der Nordseite, der Pulverdampf und die schlechte Luft, da der Tunnel ohne Schächte gebaut wird, und mußte, um dort fortarbeiten zu können, eine Dampfpumpe (Rauchpumpe) mit 2 Ventilen angelegt werden, die mittelst dichtschließender Lutten bis vor Ort die schlechte Luft und den Pulverdampf aussog, während durch die vollendete Stollenlänge atembare Luft als Ersatz zugeführt wurde. Dieses Dampfpumpen hatte erst sein Ende erreicht, als der Stollen durchschlägig geworden war. Der Durchschlag fand den 20. April d. J. abends 7 Uhr unter Jubel der Bergleute statt. […]

Im Herbst 1855 wurde der Tunnel mit der Vollendung der beiden Portale fertig gestellt, und am 8. Mai 1856 wurde der Bahnbetrieb auf der Strecke nach Hann. Münden offiziell eröffnet.


Zum Winterfahrplan 1947/48 tauchte erstmals der in der unmittelbaren Nachkriegszeit an der Südseite des Tunnels angelegte Haltepunkt Volkmarshausen im Fahrplan auf.

Ab 1964, mit der Elektrifizierung der benachbarten Eisenbahnstrecken, verlor die nicht elektrifizierte Strecke über Dransfeld stetig an Bedeutung. Es fuhren nur noch Nahgüter- und Bummelzüge durch den Volkmarshäuser Tunnel.

Am 31. Mai 1980 schließlich endete die Ära des Personenbetriebs mit der Stilllegung des Streckenabschnitts Göttingen – Dransfeld. Der Güterbetrieb wurde noch eine Weile in immer bescheidenerem Rahmen weitergeführt, bis auch dieser schließlich im April 1995 eingestellt wurde. Damit hatte auch der Volkmarshäuser Tunnel 140 Jahre nach seiner Fertigstellung seine Funktion verloren.



Im März 2000 wurden die Gleise im Tunnel zurückgebaut und seitdem erobert die Natur das Terrain zurück. Große Teile der ehemaligen Bahnlinie sind schon überwuchert, und der Volkmarshäuser Tunnel mit seiner benachbarten Haltestelle steht jetzt etwas verloren und ohne Funktion mitten im Wald. Da er nicht zugemauert wurde, ist er auch heute noch begehbar und sicher einen Ausflug wert.


Einen lesenswerten Bericht über den Volkmarshäuser Tunnel hat Manfred Hartmann verfasst. Er ist hier zu finden: http://www.volkmarshausen.de/eisen.pdf


Quellen (Auszüge): Wikipedia; www.vampisol.de; Fotos u.a. wie angegeben

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